Camping

Wie kommt man eigentlich zum Camping ?

Bei mir war es eher Zufall:
Ende 1979 kaufte ich mir einen 10 Jahre alten VW-Bus,
um damit meine Musikinstrumente zu transportieren.

Baujahr 1969 - ein "VW T2a" mit Blinkern unten und 47PS-Boxermotor.
Den T1 habe ich knapp verpasst!

Es dauerte nicht lange bis zur ersten Übernachtung in diesem fahrbaren Untersatz.


1980-Norwegen-Eidanger


1980-Norwegen-Irgendwo im Nirgendwo

1981 bot sich mir die Gelegenheit, ein bedeutend jüngeres Exemplar zu erwerben.

Baujahr 1977 - ein "VW T2b" mit Blinkern oben und 50PS-Boxermotor.


1981-Sonthofen

Die Inneneinrichtung dieses Fahrzeugs wurde in kleinen Schritten
für den alternativen Einsatz als Transport- und Reisemobil optimiert.

Da ich seit 1983 eine erfahrene Camperin an meiner Seite habe, geht es ab hier in der "WIR-Form" weiter.


1984-Norwegen mit Vorzelt


1986-Buckenhof

Wir bauten nach und nach einen herausnehmbaren Küchenblock, einen Schwenktisch, eine Standheizung,
eine Umbauliege, einen isolierten Boden, eine Zweitbatterie mit Trennrelais, Ausstellfenster, und so weiter ein.
Die blau-weissen Gardinen wurden aus dem ersten Bulli übernommen.

Leider war der Bulli als 9-Sitzer konzipiert und hatte daher keinen Durchgang zwischen den vorderen Sitzen.

1986 wären wir drei beinahe "vom TÜV geschieden" worden.


1986-Buckenhof

Der Rost frass sich an allen Nahtstellen gleichzeitig durch das Blech.
Ein unrühmliches Kapitel Wolfsburger Metallurgie Ende der 70er Jahre.
Das gleiche Trauerspiel wie beim "Golf".
Dem sagte man ja bekanntlich nach, schon im Katalog zu rosten.

Zum Glück fanden wir einen Verbündeten, der uns gegen Einwurf kleiner Scheine
in ausreichender Menge die entsprechenden Reparaturbleche einschweisste.

Mit der Baustelle im Urlaub:


1986-Viechtach


1987-Rathingen


1987-Kochelsee

Den Austausch von Schiebetür, Heck- und Motorraumklappe sowie die Lackierarbeiten erledigten wir selbst.
Allerdings immer nur an Wochenenden. Weshalb sich die "Rettungsaktion" über mehrere Jahre hinzog.

Am Ende kam doch wieder ein recht ansehnliches Fahrzeug dabei heraus.
Ein letztes Urlaubfoto: unser Bulli mit Vordach.


1989-Wolfgangsee

In diesem Zustand wurde er 1989 verkauft.


1989-Buckenhof


1989-Buckenhof

Wir wollten zukünftig lieber mit dem Wohnwagen in den Urlaub fahren.
Und als Zugmaschine war unser "Bulli" doch leicht untermotorisiert.

Warum Wohnwagen ?
Weil der VW-Bus oder generell das Reise- / Wohnmobil nur dann erste Wahl ist wenn es darum geht,
mobil zu sein - wie der Name schon sagt.
Fängt man jedoch an, bestimmte Orte für längere Zeit zu besuchen,
hat der Wohnwagen plötzlich entscheidende Vorteile:

Der Zugwagen ist für den Einkauf und für Tagestouren nutzbar.
Ausserdem kann man einen Wohnwagen fast überall absolut waagerecht aufstellen.
Wohnmobilisten bleibt manch schöner Übernachtungsplatz allein aufgrund der Geländebeschaffenheit verwehrt.

Um diese Behauptung zu untermauern, zeige ich gern ein Foto,
das ich 1990 auf dem Campingplatz "Vinje" oberhalb des Geirangerfjordes in Norwegen aufgenommen habe.


1990-Norwegen

Die Deichsel unseres Wohnwagens befand sich etwa in Oberschenkelhöhe.
Drinnen blieben Kaffee und Suppe aber trotzdem brav in den Tassen und Tellern.
Wohnmobilisten hatten dort ganz klar das Nachsehen.
(mein Bruder hatte mit seinem T3-Bulli keine Chance, neben uns einzuparken)

Als Zugwagen wurde im Frühjahr 1990 ein Toyota Carina 2
mit 1,6 Liter Magermixmotor und 98 PS angeschafft.

Die Vorteile lagen im günstigen Anschaffungspreis, der guten Ausstattung
und dem geringen Verbrauch mit ca. 7 Liter Super auf 100 Kilometern.
Im Gespannbetrieb nahm er sich ungefähr 1,5 Liter mehr.


1990-Norwegen-Vassenden

Im Sommer 1990 gesellte sich ein Dethleffs "Aero" mit 5 Metern Gesamtlänge dazu.
Er hatte eine bequeme Rundsitzgruppe im Bug.
Küche und Waschraum waren im Heck untergebracht.


1990-Norwegen-Porsgrunn

Die Vorteile waren neben dem günstigen Anschaffungspreis die grosse Bugsitzgruppe,
das geringe Gesamtgewicht von 900 Kg und die mit 250 Kg gut nutzbare Zuladung.

Mit diesem vergleichsweise kostengünstigen Gespann sammelten wir 3 Jahre lang Erfahrungen.

Nachteilig am Toyota erwiess sich die Tatsache, dass der 16 Ventil-Motor hohe Drehzahlen brauchte
und unterhalb von 4000 Umdrehungen pro Minute kaum Vortrieb zu spüren war.
Im Solobetrieb störte das wenig - das machte eher Spass.

Mit dem Wohnwagen am Haken war das allerdings ausgesprochen lästig
weil man auf steilen und kurvenreichen Strecken in Norwegen oder in den Dolomiten
aus dem ersten Gang nicht herauskam und der Motor sich dann erheblich erwärmte.

Gelegentlich mussten wir sogar tricksen:
Schiebedach und Fenster öffnen, Heizung auf "volle Pulle".

Ausserdem durfte die Stützlast 40 kg nicht überschreiten,
da sonst die Traktion des Fronttrieblers schnell an ihre Grenzen stiess.

Grösster Nachteil am "Aero" war, dass im Bug nur Platz für zwei 5 Kg Gasflaschen vorhanden war,
was im Winter zu täglichem Flaschenwechsel geführt hätte wenn nicht mit
aussen stehenden 11 bzw. 33 Kg- Flaschen für ausreichend Nachschub gesorgt worden wäre.

Die Isolierung war hingegen nicht von schlechten Eltern.
Sonst hätten wir wohl kaum so oft im Winter darin übernachtet
und unseren 1. Kälterekord von minus 26 Grad Celsius in ihm aufgestellt.

Bei unserem erster Wintercamping - Versuch war die Ausrüstung noch nicht gerade optimal.
Wir hatten nur ein normales Vorzelt und das hätte bei Schneelast schnell in sich zusammenfallen können.

Da es sich erstmal nur um einen Versuch handeln sollte, war ein echtes Wintervorzeltes zu teuer.
Also wurden 3 senkrechte Zusatzstangen eingebaut und ausserdem eine Leiter und ein langer Besen mitgenommen.

Regelmässiges Räumen hat uns tatsächlich vor Schäden bewahrt
und die Leiter war auch bei den Wohnmobilisten in der Nachbarschaft sehr begehrt,
um vor der Fahrt vorschriftsmässig das Fahrzeugdach vom Schnee zu befreien.


1990-Grafenlehen

Was bei keinem Winterurlaub fehlen darf, ist die Silvesterparty an der selbstgebauten Schneebar.


1990-Grafenlehen

Inzwischen gehört Wintercamping für uns einfach dazu und die Ausrüstung wurde entsprechend optimiert.

Die Erfahrungen mit dem Toyota im Hinterkopf, suchten wir 1993 nach einer "richtigen Zugmaschine".
Mit mehr Leistung, mehr Drehmoment, mehr Stützlast und Allradantrieb.

Unsere Wahl fiel auf den Audi 100 Avant quattro mit 2,6 Liter V6 - Motor.


1993

Das Fahrzeug ist schwer genug, um dem Wohnwagen zuverlässig die Richtung vorzugeben
und durch den Allradantrieb auch für Wintercamping hervorragend geeignet.

Ein echter "quattro" mit Torsendifferenzial in der Mitte und mechanischer 100% - Sperre hinten.
(eine 100% - Sperre hinten findet man heute kaum noch in Autos, die sich "SUV" oder gar "Geländewagen" nennen dürfen)

Auf den ersten Blick ein teures Vergnügen,
das sich allerdings durch die vollständige Verzinkung der Karrosserie
und den nahezu unverwüstlichen Motor relativiert.

Die geplanten 10 Jahre Haltungsdauer sind inzwischen längst vergangen und die Rechnung ist bisher aufgegangen.
Von ernsten Problemen sind wir verschont geblieben und Rost ist ohnehin ein Fremdwort für dieses Fahrzeug.
Allerdings wird die Ersatzteilbeschaffung zunehmend schwieriger.
Trotzdem ist es uns gelungen, das Fahrwerk und den Motor präventiv generalüberholen zu lassen.

Seit März 2025 hat er endlich ein H-Kennzeichen.
Nach mehr als 31 Jahren treuer Dienste bleibt er "just 4 fun" in der Familie.

Immerhin ist er noch im Erstbesitz und wir haben ihn selbst im Audi-Werk in Neckarsulm abgeholt.

1997 haben wir einen neuen Wohnwagen angeschafft,
der nicht nur mehr Platz sondern auch reichlich Zuladung bot.

Unsere Wahl fiel auf einen TEC Weltbummler 395 SK mit grosser Bugsitzgruppe.
Die L- förmige Küchenzeile und der Waschraum mit Cassetten - Toilette befanden sich im Heck.


1997

Daran, dass er einen 40 Liter Wassertank, eine Warmwasserbereitung und Einhebelmischer hatte,
haben wir uns schnell gewöhnt. Er hätte auch etwas schlichter sein dürfen.

Was uns noch fehlte, war ein winterfest eingebauter Abwassertank.
Der hätte Zwischenstopps und Übernachtungen in der Wildnis noch komfortabler gemacht.

Unverzichtbar war für uns die nachträglich eingebaute Blei - Gel - Batterie mit entsprechender Verteilung und Ladegerät.
Damit waren wir für 2 bis 3 Tage absolut unabhängig von der Wasser- und Stromversorgung.

Der Unterschied zum Wohnmobil bestand also eigentlich nur in der Trennung von Wohnaufbau und Antriebsstrang.
Und gerade darin sehen wir bis heute die Vorteile des Wohnwagens.

Anfang 2004 gesellte sich ein VW T4 syncro als Zugmaschine dazu. Der Audi war für eine 100Km/h-Zulassung etwas zu leicht.
Das Verhältnis von Leergewicht des Zugfahrzeugs zu Gesamtgewicht des Anhängers durfte den Faktor 0,8 nicht überschreiten.
Jedes Wohnwagen-Gespann bekam auf Antrag eine Sondergenehmigung.
Der Audi wog leer 1550Kg. Das Gesamtgewicht des Anhängers betrug 1300Kg.
60Kg zu viel - knapp verloren und nicht verhandelbar.


2004

Wintercamping geht mit dem Bulli noch besser als mit dem Audi.
Er hat eine Standheizung - wie unser alter VW T2b.


20041229-Isarhorn
Der Schnee war nach 60 Minuten aufgetaut.


20141231-Isarhorn

Urlaub im Gebirge geht dagegen nicht so gut. Zu wenig Leistung und zu wenig Drehmoment.
Und in 2500m über dem Meer wird die Luft schon richtig dünn, was zu weiterem Leistungsverlust führt.
Laut Handbuch sind pro 1000m über dem Meer 10% des Gespanngewichtes abzuziehen. Da wird es schnell knapp.
Das gilt für alle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Benziner oder Diesel spielt dabei keine Rolle.
Allerdings wird diese Information in den Bedienungsanleitungen nicht besonders exponiert präsentiert.


2005-Grimselpass

2008 musste ein neuer Wohnwagen her. Der TEC Weltbummler war nach nur 10 Jahren undicht geworden.
Es fehlte an Dichtmaterial oberhalb des Bugfensters und führte bei Regen zum Wassereinbruch.
Richtig ernst wurde es aber, als das Rollo des Bugfensters aus dem verfaulten Holz fiel
weil die Schrauben keinen Halt mehr fanden.

Wir entschieden uns für einen TEC Travel King 470 TE mit abtrennbarem Schlafzimmer vorn.
Da die Sitzgruppe hinten war, konnte man einfach rückwärts einparken und hatte sofort eine gute Aussicht.

Dieser Grundriss war und ist für uns optimal.
Er bietet Blickachsen kreuz und quer durch die rollende 2-Zimmer-Wohnung.
(Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche, Flur und Bad auf etwa 10 Quadratmetern)

Die Ausstattung glich noch mehr der eines Wohnmobils. Beleuchtung und Umluft auf 12 Volt.
Bordbatterie und Ladegerät ab Werk. Frisch- und Abwassertank innen liegend mit je 40 Litern.
Heizung und Warmwasserboiler wurden mit Gas betrieben - alternativ auch mit Landstrom.

Da der Faktor für die 100Km/h-Zulassung per Gesetz von 0,8 auf 1,0 erhöht wurde,
durften wir den 1500Kg schweren TEC Travel King 470 TE auch mit dem Audi ziehen.


2012

Den Sommerurlaub in Norwegen bestritten wir dann aber doch mit dem Bulli vorne dran.
Die Getriebeabstufung war besser geeignet für die dortige Topologie.


2013-Rastplatz am Oslofjord

2018 war auch dieser TEC-Wohnwagen verfault und es musste wieder ein neuer her.
Aber nicht aus Sassenberg. Dort gibt es offenbar nur Murx ab Werk.
Daher fiel der Winter-Camping-Urlaub 2018 aus.

Im April 2019 kauften wir einen Weinsberg CaraOne 480 EU mit identischem Grundriss.
Allerdings gab es die Ausstattung des TEC Travel King 470 TE hier nur ansatzweise:
Umluft und Beleuchtung laufen ab Werk auf 12 Volt. Einen 40 Liter Frischwassertank hat er auch.
Warmwasser gibt es dagegen nur bei Landstrom. Einen Abwassertank hat er (noch) nicht.


2019

Ausserdem gönnten wir uns eine kräftige Zugmaschine für den Sommer-Urlaub in Norwegen oder der Schweiz.
Die Mercedes G-Klasse kann schon seit 1979 Gebirge. Nicht nur Gelände.
Wenn es richtig steil wird, hilft die Untersetzung und verdreifacht Leistung und Drehmoment.
Um ein optisch sauberes Wohnwagen-Gespann zu erhalten, bedurfte es allerdings einer speziellen Anhängerkupplung von ORC.
Die ab Werk ist 7cm zu hoch angebracht und ein bergauf fahrender Wohnwagen am Heck sieht Schei.. / nicht gut aus.


2019

Inzwischen haben wir die Ausstattung des Weinsberg CaraOne 480 EU in Eigenleistung gepimpt:
Bordbatterie und Ladegerät sind drin. Eine elektrische Rangierhilfe auch.
Das Al-Ko Mammut schont nicht nur den Rücken, sondern auch die Umwelt:
die Zugmaschine steht "cold & dark" da und der Wohnwagen dockt mit dem Joystick gesteuert von hinten an.
Eine 230 Volt- und eine 12 Volt-Steckdose haben wir schon nachgerüstet.
2 USB-Steckdosen sind jetzt auch drin. Jedes Smartphone hat jetzt seine eigene mit 3 A.

Zwei 12-Volt-Steckdosen haben wir in der Sitzgruppe so eingebaut,
dass die Osram-Copilot-Leuchten aus dem alten T2-Bulli als Leselampen Verwendung finden.
Das Calira-Schalt-Panel aus dem TEC-Weltbummler kommt auch wieder zum Einsatz.

Der Bulli bleibt als Winter-Zugfahrzeug erhalten.
Er hat eine Standheizung, Winterreifen, Schneeketten, etc.


20200105-Isarhorn


20240107-Isarhorn

Hier noch eine kleine Collage mit Bildern aus 44 Jahren Camping.


1979 bis 2023+

Fortsetzung folgt ...